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Anführer der Likedeeler

jd. Fredenbeck. Björn Dietrich nutzt seine wenigen freien Wochenenden sinnvoll.

Für Björn Dietrich (20) sind freie Wochenenden eine kleine Kostbarkeit. Der Fredenbecker arbeitet als Chemikant im Schichtdienst und hat nur einmal im Monat von Freitag bis Sonntag in einem Stück frei. Umso bemerkenswerter ist es daher, was er mit seinem "langen Wochenende" anstellt: Bei Björn ist nicht - wie bei vielen seiner Altersgenossen - Feiern und Trinken bis zum Abwinken angesagt. Er widmet sich lieber "sinnvollen Sachen". Darunter versteht er vor allem sein ehrenamtliches Engagement in der Jugendarbeit: Björn leitet in Fredenbeck den Pfadfinderstamm "Likedeeler".
"Der plattdeutsche Ausdruck Likedeeler bedeutet Gleichteiler", erläutert der junge "Stammesführer". So hätten sich Störtebeker und seine Mitstreiter bezeichnet. Die den reichen Händlern abgejagte Beute sei gerecht mit den Ärmsten geteilt worden. "Gleichheit ist bei uns Pfadfindern ein wichtiger Aspekt", erklärt Björn: "Deshalb tragen wir auch alle das gleiche dunkelblaue Hemd." Nicht die Kleidung, sondern der Charakter zähle, meint der Pfadfinderchef: "Angeber, die mit Markenklamotten protzen, haben bei uns keine Chance."
Mit acht Jahren fing Björn bei den Pfadfindern als "Wölfling" an. Das ist die jüngste Altersstufe, deren Programm sich am "Dschungelbuch" orientiert: Das Buch dreht sich um den kleinen Jungen Mogli, der im Urwald spannende Abenteuer mit einer Wolfsmeute erlebt.
Abenteuerlich und erlebnisreich ist auch Björns bisherige Pfadfinderzeit gewesen. So ging es in den Sommerferien fast immer auf "Großfahrt" ins Ausland - ohne die Begleitung von Erwachsenen. Mit seiner Gruppe durchstreifte er die Weiten Finnlands, war in der ungarischen Steppe unterwegs und erkundete die wilde Karstlandschaft Kroatiens.
An seinen freien Wochenenden zieht Björn oft mit seiner Gruppe los. Mit einem speziellen Zelt im Gepäck, das die Pfadis Kohte nennen, werden Touren in die nähere Umgebung unternommen. Sogar im Winter: Die von den Lappen übernommene Kohte ist so konstruiert, dass darin ein Feuer entzündet werden kann.
Im Moment packt er das Material für ein ganz besonderes Treffen: Alle vier Jahre kommen die Mitglieder aus Björns Pfadfinderbund zu einem großen Lager zusammen. Am Donnerstag geht es los. Zu dem Bundeslager werden etwa 4.000 Teilnehmer erwartet.
Zehn Tage lang ist der junge Gruppenleiter dann Mädchen für alles: Ersatzpapi und -mami für die Jüngsten, Lagerkoch, Nachtwächter, Geschichtenerzähler... Unter Urlaub stellt man sich eigentlich etwas anderes vor.
So ein ehrenamtlicher Job als Pfadfinderführer ist also durchaus stressig. Doch Björn hat einen idealen Ausgleich: Er ist begeisterter Hobby-Angler. Die Angelrute auszuwerfen und in aller Ruhe darauf zu warten, dass eine Forelle anbeißt, sei für ihn Entspannung pur.
Ein wenig stressiger könnte es für den AOS-Mitarbeiter demnächst in beruflicher Hinsicht werden: Er möchte sich zum Industriemeister fortbilden. Das bedeutet drei Jahre lang Abendkurse und fleißiges Büffeln. Aber ein Pfadfinder sei hart im Nehmen, meint Björn.



Quelle: Kreiszeitung Wochenblatt vom 23.07.2013